Hotel Graf Pückler – eine Berliner Geschichte
Der Namensgeber des Hotels: Eduard Graf von Pückler.
Was denken Sie, wenn Sie den Begriff „Pückler“ hören? Die meisten Menschen denken wohl an das Fürst-Pückler-Eis und Bierkenner an das Pücklerbier des Cottbuser Brauhauses. Der Pücklerpark in Bad Muskau ist ein Geheimtipp für Touristen in dem einzigen schlesischen Gebiet, das noch zu Deutschland gehört. Unser Hotel und unser Graf haben damit aber nur sehr am Rande zu tun.
Die große Pücklerfamilie bestand aus Fürsten und Grafen, die sich nicht selten über die damaligen gesellschaftlichen Konventionen hinwegsetzten und galten vielen Menschen als faszinierende Zeitgenossen. Eduard Graf von Pückler stammte aus einem Zweig dieser Familie, die ihre wahre Freiheit im Glauben an Gott gefunden hatte.
Eduard Graf von Pückler wurde am 13. September 1853 als zweites Kind der Familie in Rogau in Schlesien geboren und wuchs dort gemeinsam mit zwei Brüdern und vier Schwestern im elterlichen Schloss auf. Das Schloss bot durch seinen Wassergraben und großen Garten einen wunderbaren Spielplatz für die Kinder. Vater Erdmann von Pückler und seine Frau Bertha erzogen ihre Kinder mit liebevoller Strenge, aber relativ vielen Freiheiten. Ihnen bedeutete das Familienleben viel.
Edy und sein um ein Jahr älterer Bruder Max wurden in den ersten Jahren durch einen Hauslehrer unterrichtet und besuchten ab 1866 gemeinsam die Ritterakademie in Liegnitz bei Breslau, die junge Männer auf ein Universitätsstudium vorbereiten sollte. Die Brüder waren zu diesem Zeitpunkt 13 und 14 Jahre alt und es fiel den freiheitsliebenden Jungen nicht leicht, sich der Strenge der Akademie unterzuordnen und mehr als 160 Kilometer entfernt der geliebten Heimat und Familie zu sein. Gerade der kleinere Eduard litt im Grunde bis zu seinem Abschluss immer wieder an Heimweh. Das Verhältnis zwischen den Brüden blieb immer, bis ins hohe Alter, ein inniges.
1870 zog Max 18jährig als Breslauer Kürassier in den Deutsch-Französischen Krieg. Eduard musste in der Akademie bleiben und weiter lernen. Ungeduldig wartete er auf Briefe aus dem Feld und Nachrichten von den Freunden und grämte sich manchmal, dass er sein Leben nicht auch für sein heißgeliebtes Vaterland einsetzen durfte. Wie alle in der Akademie nahm er großen Anteil an allen damaligen Kriegsereignissen und wurde – zu einer Zeit, als es noch kein vereinigtes Deutschland gab – zu einem glühenden Verfechter eines geeinten, deutschen Vaterlandes erzogen.
Mit vielen Verlusten und Verwundeten (Eduards bestem Freund in der Akademie, Eberhard von Rothkirch, musste infolge einer Kriegsverletzung ein Bein abgenommen werden, was den jungen Eduard doch sehr mitnahm) gewann Deutschland 1871 den Krieg gegen Frankreich. Dies hatte zur Folge, dass das Deutsche Kaiserreich gegründet wurde. Deutschland, das bis dahin aus vielen Kleinstaaten bestanden hatte, erlebte nun, als geeintes Land, einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung, ganz besonders in der Hauptstadt Berlin.
All das bekam Eduard Graf von Pückler aber erstmal nur am Rande mit. Kurz vor seinen zwanzigsten Geburtstag bestand der junge Graf 1873 sein Abitur und trat nach einer kurzen Erholungszeit bei den Eltern in Rogau in Bonn den Husaren bei, um dort sein einjähriges Soldatenjahr zu absolvieren. Gleichzeitig begann er, Jura zu studieren. Der damalige Grundwehrdienst betrug drei Jahre (mit einer anschließenden Ersatzreservepflichtzeit von 4 Jahren, während der in Friedenszeiten mehrmals im Jahr zu Manövern gerufen wurde), aber junge Adlige mit einem höheren Bildungsabschluss und mit so viel Vermögen, dass sie sich in der Militärdienstzeit selbst versorgen und ausrüsten konnten, durften diese Zeit in nur einem Jahr absolvieren, wenn sie sie bis zu ihrem 25. Lebensjahr ableisteten. Die Kosten für das sogenannte „Einjährig-Freiwillige“ lagen dabei mindestens bei dem doppelten Jahreseinkommen eines Handwerkers!
Fünf Jahre später hatte Eduard von Pückler sein Referendariatsexamen in der Tasche und zog mit seinem Bruder Max, der die Kriegsakademie besuchte, in eine gemeinsame Wohnung in Berlin. Eduard hatte, im Rahmen seines Studiums, eine befristete Stelle bei einem Rechtsanwalt angetreten. Kurz vorher war ihm Gott auf ganz persönliche Art begegnet: Ganz plötzlich hatte er verstanden, dass er Vergebung braucht und dass Jesus für ihn, Eduard Graf von Pückler, gestorben war.
Kapitel 4 – Die Arbeit beginnt
Kapitel 5 – Das Werk & sein Name
Kapitel 6 – CVJM & St. Michael
Kapitel 7 – Frauen in St. Michael
Kapitel 8 – Eine neue Ära
Kapitel 9 – schwierige Zeiten
Kapitel 10 – Pücklers Vermächtnis